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Radio irani präsentiert: Radio Irani, Ihr Radio, November - Sendung mit Prof. Parsay Molana Teil 2 Gast in der Sendung ist Prof. Javad Parsay. Unsere hautige Thema: Mowlana Jalaleddin Mohammad Balkhiو Mag. Javad PARSAY Zur Schilfflöte horchen, wie sie sich beschwert, Bejammern seiner Verbannung von seinem Haus: Die Unesco hat das Jahr 2007, aus dem Anlass des 800. Geburtstags des großen iranischen Mystikers Mowlana Jalaleddin Mohammad Balkhi, als Mowlana–Jahr erklärt. Aus diesem Grund wurden in den Großstädten der Welt zahlreiche Feierlichkeiten und wissenschaftliche Seminare veranstaltet. Jalaleddin Mohammad, bekannt als Mowlana Jalaleddin Balkhi (im Westen Rumi genannt) wurde in der Kulturstadt Balkh, im Norden des heutigen Afghanestan, am 30. September 1207 geboren. Die Stadt Balkh galt damals als eine Kulturstadt der iranischen Großprovinz Khorasan. Mowlana’s Leben fand im Iran in einer Zeit statt, in der die Geschichte des Irans viele Höhen und Tiefen aufwies. Das war die Zeit des Untergangs der iranischen Kultur und Zivilisation, die, nach Jahrhunderten der kulturellen Blüte, mit dem blutrünstigen Angriff der Mongolen konfrontiert war. Die Angst vor den Mongolen-Angriffen war so groß, dass die Bevölkerung ostwärts des Irans sich in Gruppen in die Richtung der westlichen Städte in Bewegung setzte. Aus diesen Gründen traf auch Soltân Walad, im Jahr 1220 (617 n.H.), die Entscheidung, mit der Familie und einer Schar von seinen Anhängern auszuwandern. Er hatte vor, erst eine Pilgerfahrt nach Mekka zu erfüllen. Er wanderte zunächst in das im Nordosten des Irans gelegene Neyschâpur (Nischabur). Dort soll der junge Jalaleddin in Begleitung seines Vaters dem großen Mystiker Scheykh Farideddin Attar einen Besuch abgestattet haben. In dieser Zeit war Jalaleddin Mohammad 13 Jahre alt. Die Erinnerungen von Neyschâpur waren für den jungen Jalaleddin Mohammad unvergesslich. Der greise Dichter-Mystiker sei von dem Jungen so entzückt gewesen, dass er ihm ein Exemplar seines Epos „Buch der Geheimnisse" (Asrar-Name) geschenkt habe. Der Dichter machte den Vater darauf aufmerksam, dass aus dem klugen Jungen eine spirituelle Persönlichkeit der mystischen Welt werde. Die Karawane zog weiter westwärts bis nach Bagdad. Jalaleddin Mohammad besuchte, während seines Aufenthalts in Baghdad, eine Schule, wo er die arabische Sprache lernte und sich mit einem Teil der eslamischen Lehre vertraut machte. Er nutzt diese Gelegenheit, sich die Grundbegriffe der Theologie, der eslamischen Rechtslehre (Schariat), anzueignen. Im Jahre 1220 wanderte die Gruppe nach Anatolien. Als der Herrscher, Alaeddin Keyghobad 1., ein Saljugher (Seldschuker), vom Ruhm des Soltân Walad hörte, lud er ihn in die Stadt Ghoniye (Konja) ein. Soltân Walad erlangte in Ghoniye, durch seine Predigten und Lektionen ebenso Bekanntheit, wie in den berühmten Städten von Khorasan und Balkh. Da in dieser Region die Sprache der Wissenschaft und Literatur Persisch war, konnten Mowlana und seine Eltern sich, als Erinnerung an ihren Geburtsort, der wissenschaftlichen und literarischen Erfüllung mit der klaren persischen Sprache widmen. Die Anhänger des Mystikers gaben ihm einen Ehrennamen, nämlich „Mowlana" (unser Herr). Als er 23 Jahre alt war, heiratete er eine Frau, die auch wie er aus dem Osten geflohen war. Sie gebar ihm 1226 den Sohn Soltân Walad, der später als einer der Begründer der türkisch-osmanischen Dichtkunst galt. Mowlana Jalaleddin Mohammad zählt zu den bedeutendsten Mystikern und mystischen Dichtern der Welt. Seine Arbeit und seine Gedanken sind heute noch universell relevant. Als sein Vater sich, durch die Alterserscheinungen in den letzten Jahren seines Lebens zurückzog, übernahm Jalaleddin Mohammad die Rolle seines Vaters. Die Bevölkerung der Stadt, die Geschäftsleute, Sufis, Gnostiker und Dichter, die Persisch sprachen, nahmen ihn mit großer Begeisterung auf. Sein Vater starb im Jahr 1249. Mowlana nahm eine enorme Aufgabe auf sich, er übernahm nämlich, neben der wissenschaftlichen Tätigkeit und den Predigten, die Verwaltung der Schule seines Vaters. Mowlana entwickelt seine eigene Methode beim Predigen. Er schrieb seinen Anhängern nichts vor, sondern versuchte, ihnen, mittels einfachen, verständlichen Geschichten und Fabeln, bei zu bringen, den Sinn seines Unterrichtes zu begreifen. Diese Art des Lehrens hat er dem geschriebenen Fabelbuch „Kalile und Demne" zu verdanken. Einige von diesen Geschichten sind heute noch sprichwörtlich in aller Munde: Der Elefant in einem dunklen Raum. Ein Hindu stellte einen Elefanten in einen dunklen Raum und viele Leute versammelten sich, um es zu sehen. Da der Platz jedoch zu dunkel war, um ihnen zu ermöglichen, den Elefanten zu sehen, glaubten alle, sie könnten eine Idee davon bekommen, wie der Elefant aussah, wenn sie ihn mit ihren Händen fühlten. Einer fühlte, dass sein Rüssel wie ein Stamm war und erklärte, dass das Tier einem Wasserrohr ähnelte; andere, die sein Ohr fühlten, glaubten aber, dass er wie ein großer Fächer aussehen müsste; wieder andere fühlten sein Bein und dachten, er müsse wohl wie eine Säule sein; eine paar andere fühlten nur seine Rückseite und erklärten, das Tier müsse wie ein großer Thron aussehen. Entsprechend dem Teil, das jeder berührte, gab er eine andere Beschreibung des Tieres wieder. Ein Treffen mit Schams Tabrizi war die Wiedergeburt des Mystikers An einem Tag, wie alle anderen Tage, ging Mowlana, umgeben von seinen Schülern und Anhängern, durch den Bâzar von Ghoniye. Plötzlich stand ein fremder Darwisch vor ihm und fragte, ob seiner Ansicht nach, der Prophet oder der Mystiker Bayazid von Bastam bevorzugt werden sollte. – "Was für ein Vergleich!", antwortete Mowlana empört. Schams erwähnte Zitate, die aus der Sicht beider Heiliger ausgesprochen wurden, und in diesem Augenblick verließ die Gesellschaft den Mystiker. Mit dieser Frage hatte Schams ihn in eine Welt gezogen, die von Liebe, Unruhe und Freude mit dem geliebten Gott erfüllt war. Schams lehrte ihn, sich von den äußerlichen Wissenschaften, die ihn zur Arroganz und zum Populismus geführt hatten, fern zu halten. Er solle sich lieber auf die Mystik konzentrieren. Länger als vierzig Tage saß Mowlana mit Schams Tabrizi zusammen, zutiefst beeindruckt vom Mystiker Schams, ergab er sich ihm mit seiner ganzen Existenz und versuchte, dessen Gegenwart zu genießen und sich zu vervollkommnen. Aber diese immer größer werdende Annäherung zwischen den zwei Mystikern, hat in Mowlanas Anhängern den Neid geweckt. Mowlana war außerordentlich glücklich mit Schams und wollte ihn für keinen Moment allein lassen. Er tanzte und sang: Geht in des Frühlings Liebeschenke, Trinkt seines Weines ohne Grauen; Auf dass ihr liebestrunken werdet, Eu'r Herz sich öffne mit Vertrauen. Die Lieb' ist wach an Erd' und Himmel, Im Grünen Rose, Sonn' im Blauen. O Nachtigall, sieh deine Rose! Du Adler sollst zur Sonne schauen. Übersetzung: Friedrich Rückert O Pilgerschar, wo seid ihr, wo, der Geliebte weilt hier, kommt denn, kommt! Dein Geliebter wohnt in nachbarlicher Nähe, welcher Sehnsucht folgt ihr, in der Wüste irrend? Dichtung, Musik und Trancetanz (Samâ') sind die weiteren Schritte auf diesem Weg. Sie führen den Mystiker zur Gotteserkenntnis und zum Rausch, zur Gleichstellung von Gott und der Liebe, der in mystisch inspirierter Dichtung mit dem Zug einer Karawane von einem Rastplatz (Manzel= Haus) zum nächsten verglichen wird. Diese Entwicklungsstufe (Manazel= Häuser, Ebene) wurde vom alten im Iran existierenden und zelebrierten Mithra-Kult, mit den Sieben Ebenen zur höchsten Himmelsstufe, übernommen und wurde seitdem in allen Religionen und Kulten wiedergegeben. Ein Vorfahre der iranischen Mystik, nämlich Farideddin Attar, verglich diese sieben Ebenen, mit sieben Städten der Liebe (Gottesliebe), die ein Mystiker durch seine Entwicklungswanderung beschreiten und absolvieren muss. Der Attar absolvierte die sieben Städte der Liebe, wir standen immer noch am Anfang des Weges. Ein Mystiker ist, nach seiner Überzeugung, gegenüber den anderen Meinungen, tolerant, während er das eigene Verständnis vor den Begrenzungen durch Dogmen zu bewahren versucht. Der Weg der Befreiung aus der Gefangenschaft in der Illusion, die entsteht, wenn er sich die Einheit der Liebe, der menschlichen wie der göttlichen, als Dualität vorstellt. Die Spiritualität für einen Mystiker ist der Prozess, alle Aspekte der Selbstbehauptung wegzuräumen, während er zur selben Zeit nach dem göttlichen Impuls in sich selbst sucht, der die Quelle und das Ziel aller Schöpfung ist. Mowlana nannte Gott, den „Geliebten". Und er sah den Geliebten in allen Wesen. Er stellte sich Gott nicht im Himmel vor, getrennt, weit weg von allen Wesen, sondern in allem, in jeder Form erblickte er die Schönheit Gottes. In dieser Erkenntnis wird der höchste Sinn des Lebens erfüllt. "Der Geliebte ist alles in allem, der Liebende verhüllt ihn nur; der Geliebte ist alles, was lebt, der Liebende ist ein totes Ding". Mowlana Der Trancetanz von Mowlana war immer wieder der Kritik der orthodoxen Muslime ausgesetzt. Der Tanz wurde jedoch damit gerechtfertigt, dass er dazu diene, die Liebe zu Gott auszudrücken und die Seele von den Fesseln des Körpers zu befreien, um in die himmlischen Sphären, dem Ursprung des menschlichen Geistes, zu gelangen. Der Sinn des Lebens Ich war ein verborgener Schatz, und Ich sehnte mich danach, erkannt zu werden; also schuf Ich die Welt. Für jeden nachdenklichen Menschen erhebt sich die Frage: Was ist der Sinn, was ist der Zweck der Schöpfung dieser Welt? - Die Antwort lautet: Um die Monotonie zu brechen. Nennen wir es Gott, nennen wir es das Einzige Wesen, nennen wir es Ursprung und Ziel von allem. Aber die neidischen Freunde und Kollegen von Mowlana drohten Schams. Sie wollten Schams von Mowlana trennen. Sie konnten diese tiefe spirituelle Änderung von Mowlana nicht verstehen und haben den Fremden dafür verantwortlich gemacht. Schams fühlte sich bedroht, wollte, dass sein Schüler (Mowlana) in Ruhe gelassen werde. Unangekündigt traf er eines Morgens die Entscheidung, die Stadt zu verlassen. Die plötzliche Abwesenheit von Schams, stürzte Mowlana in tiefe Trauer. Der Verlust des Lehrers und Meisters führte Mowlana in eine Einsamkeit. Seine Bemühungen, den Meister ausfindig zu machen, zeigten keinen Erfolg. Er wandte sich der Musik, der Dichtung und dem Tanz (Samâ’) zu. Er dichtete, sang seine Lieder und immer wieder war er überzeugt, dass die Sama’ und Musik ihn zur Erleichterung führten. Durch die Ekstase (Trance=Khalse) fand er einen Weg zur Befreiung seiner Seele. Er dichtete jahrelang hindurch und schuf seinen „Diwan" mit ca. 50.000 Versen. Man berichtet, dass er manchmal Tage und Nächte lang hindurch dichtete. Er dichtete Ghazalen, im Andenken an Schams Tabrizi. Im Jahr 1273 (672 n.H.) starb Mowlana Jalal ed-Din Mohammad Balkhi, als er 68 war, in Ghoniye. Er wurde in einem Mausoleum „Ghobat ol Khazra’ = grüner Tempel" begraben. Noch heute ist sein Grab ein Wallfahrtsziel und eine Kultszene für die tanzenden Darwische. Und das Beste aus Pop, Rock und Klassik Der Autor: Herr Prof. Javad Parsay ist Museumspädagoge in Wien und Mitglied in diversen internationalen Gremien und hat zahlreiche Studien über die iranische Kulturgeschichte veröffentlicht.
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